Watt hebbt wi dat vermisset

Reichlich glückliche Gesichter gab es bei der Premiere des Stückes „De Lieke ünner´n Laminat“ der Theatergruppe des SC Grün-Weiß Großenvörde zu sehen. Den Besuchern, Schauspielerinnen und Helfern rund um das Stück war deutlich anzumerken, dass man sich lange danach gesehnt hatte, wieder plattdeutsches Theater gemeinsam zu zelebrieren. Und diese Vorfreude wurde mehr als befriedigt. Das Stück von Andreas Heck, das von Benita Brunnert ins plattdeutsche übersetzt wurde, bot eine solide Basis für einen vergnüglichen Abend im Gasthof zur Post „bei Bodo“ in Nendorf. Die Geschichte rund die „Bruchbude“ des jungen Pärchens Daniela Geern und Heiko Hilfreich (souverän und mit bestaunenswerter Sicherheit dargeboten von Lena Kruse und Christoph Ötting) führte das begeisterte Publikum in zahlreiche Verwicklungen und Verwirrungen. Und obwohl es zeitweise durchaus bedrohlich für die Häuslebauer zu werden schien, konnte der osteuropäische Handwerksprofi Ladislaus Kowalski, dem Manuel Barg mit spielerischer Leichtigkeit sein schlitzohriges Profil verlieh, am Ende ein Sprichwort aus seiner Heimat verkünden: „Ende gut, alles gut“. Auf dem Wege zu diesem guten Ende konnte Lena Horstmann die Figur der Tante Trude überaus überzeugend darstellen und sorgte für zahlreiche Lacher und Bewunderung ob der lebensechten Darstellung der alten „Meckertante“. Für offene Münder der Erstaunens sorgten die beiden Debütanten im Ensemble: Maren Krüger gab die Beamtin Tina Müller so überzeugend, als habe sie noch nie etwas anderes gemacht, als auf den Brettern, die die Welt bedeuten, zu stehen. Die Wandlung von der strengen Bauaufsicht zur verständnisvollen Mentorin nahm man ihr ohne Vorbehalte ab. Der zweite Novize Dirk Sander stellte den Taxifahrer Harry mit Augenzwinkern und Schmiss dar wie ein alter Hase und so spielte er sich auf Anhieb in die Herzen des Publikums. Komplettiert wurde das Set der Charaktere von Ludmilla und Bertam Neureich. Dieses Paar versuchte so manchen Winkelzug und die hinterlistig – tolpatschige Anlage der Figuren wurde von Karola Wehking und Andreas Kruse derart professionell aufgegriffen, dass die Zuschauer direkt in den Bann der dialogischen Schlagabtausche und das wechselvolle Mimik-Spiel der beiden gezogen wurde. Schon in den Pausen zwischen den Akten lobten die Zuschauer die stringente Stück- und Dialogführung, die Regisseur Friedhelm Siemann umgesetzt hatte. Die Souffleuse Marlene Kogler wäre bestimmt stets bereit und auf dem Posten gewesen, allerdings führte die Textsicherheit der Truppe zu weitgehender Beschäftigungslosigkeit. Obwohl das Bühnenbild ja eine stark renovierungsbedüftige Wohnung zeigte, konnte man sehr gut erkennen, mit welch handwerklichem Geschick Bühnenbildner Wolfgang Könemann gestalterisch tätig war. Die Maskenbilderinnen Lisa Barg und Angela Brüggemann zogen alle Register ihrer Zunft und machten aus jungen Mensche alte, ließen Blut fließen, Staub stauben und wandelten sogar Geschlechter um. Letztendlich sorgten Georg Buschhorn und Gerhard Reckweg für die Bühneneffekte, die das Tüpfelchen auf dem i waren. Nach der Vorstellung zog Nadine Wehrse aus Nendorf, die vor der Vorstellung schon das Schnitzelbüffet im Gasthaus zur Post genossen hatte, Resümee: „Das war rundum ein sehr schöner Abend“. Markus Mailand aus Wegerden ergänzte: „Das war hier in Nendorf bei Bodo mit den Großenvördern der perfekte Rahmen, um plattdeutsches Theater und somit auch die plattdeutsche Sprache am Leben zu erhalten und viele neue Freunde für dieses Kulturgut zu gewinnen.“ Der SC Grün-Weiß Großenvörde weist darauf hin, dass die Vorstellungen in Nendorf, die an den kommenden drei Wochenenden jeweils Samstag und Sonntag stattfinden, leider ausverkauft sind. Aber für die Vorstellung im Theater auf dem Hornwerk in Nienburg am 18.02. sind dort noch Karten erhältlich. Fotos von der Premiere gibt es unter www.scgwg.de in der Galerie zu sehen.