Großenvörde 67, 31606 Warmsen

Der große Umbau

Zum Projekt

Am 22.09.2016 wurde in dem 500 Einwohner Dorf Großenvörde die Bevölkerung erstmals offiziell in einer Bürgerversammlung, als Bestandteil einer Sitzung des Sport-, Jugend- und Sozialausschusses in die Pläne und Überlegungen zur Schaffung eines Naturbades mit Ganzjahresnutzung eingebunden. Im Dorfgemeinschaftshaus, in dem die Sitzung stattfand, entwickelte sich sofort eine aktive Dynamik des Mitmachens und Mitgestaltens.
Die Freibadkultur hat lange Tradition in Großenvörde. Zunächst wurde in den 1930iger Jahren in reiner Eigenleistung eine Badestelle im Ortsteil Kuhförth geschaffen und 1960 gab es dann auf Initiative des Dorfschullehrers Kurt Süßenguth das erste „richtige Freibad“ in weiter Umgebung. Mit Beginn des 21. Jahrhunderts geriet das Bad aber – trotz stetigen ehrenamtlichen Engagements mehr und mehr in die Jahre, die technische Lebensdauer neigte sich dem Ende zu und – wenn das Bad erhalten werden sollte – dann bedurfte es eines großen Wurfs.
An dieser Stelle sollen nicht die einzelnen Meilensteine des Projektablaufs aufgeführt werden, die sind am Ende des Textes aufgeführt. Aber so viel sei zum Ablauf gesagt: Als das Projekt im Herbst 2016 begann, war der Plan, in 2019 fertig zu sein. Letztendlich ging es dann aber nach einigen Irrungen erst im Herbst 2021 mit dem benachbarten Freizeitgelände mit Kinder-Kletter-Garten los und am 19.07.2024 erfolgte die offizielle Eröffnung – wenn auch noch nicht alles fertig war, wie man im Umfeld sehen konnte, blieb zu diesem Zeitpunkt noch einiges zu tun. Zudem ist festzuhalten, dass solch ein Projekt für die vielen ehrenamtlichen Helfer nie fertig ist.
Mit Auftakt des Projekts im Jahre 2016 hat die Kulturgemeinschaft als Dachverband aller Großenvörder Vereine direkt den Faden aufgenommen und den Prozess bspw. mit einem Ideenpapier versucht zu unterstützen und zu treiben. Der Titel dieses Papiers war und ist: „Wir wagen den Sprung in die Zukunft“. Das Titelbild dieses Ideenpapiers zeigte einige Kinder und Teenager, die im alten Bad ins Wasser sprangen. Eine dieser Teenagerinnen war Jana Thiermann, die dann in 2024 nach 8 Jahren als erwachsene Frau Aufsicht in dem Bad führt und sinnbildlich für das steht, was mit dem Projekt geschaffen werden sollte: Identifikation und Verbundenheit mit der Region.
Das erstaunliche bei der Projektumsetzung war, dass diese Begeisterung aus 2016 über 8 Jahre trotz einiger Rückschläge im Ort ungebrochen blieb. Wie kommt es zu dieser Dynamik rund um das Freibad in Großenvörde? Die Großenvörder haben ein ganz besonderes Verhältnis zu ihrer Badeanstalt. Seit der Pionierleistung Anfang der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts, mit der das erste Bad weit und breit als aufgestauter Graben geschaffen wurde, gibt es ein besonders emotionales Verhältnis zum Schwimmen und Baden. Auch das zwischenzeitlich nach seinem besonderen Förderer Kurt-Süßenguth benannte, im Jahre 1960 errichtete Freibad entfesselte in Großenvörde bemerkenswertes Engagement und ehrenamtliche Arbeit. Als das Bad in den 80er Jahren geschlossen werden sollte, regte sich sofort großer Widerstand und durch harte Arbeit und große Eigenleistung konnte die Schließung verhindert werden.
Schon im alten Kurt-Süßenguth Bad entstand der Geist der ehrenamtlichen Arbeit hier. Eine Frau aus einem benachbarten Ort hat es einmal so erklärt: Wenn sie von Arbeitseinsätzen in Großenvörde und im Freibad hört, dann heißt es immer „wie goaht mörn int Freibad taun helpen“. Anderswo sei es meistens so, dass – wenn überhaupt - einer je Familie zum Helfen kommt, in Großenvörde kommt immer gleich die ganze Familie. Und diese Frau scheint recht zu haben. Das ist wirklich eine der Besonderheiten im Dorf. Den Bewohnern fällt das gar nicht so auf, weil es hier eben einfach so ist – man kennt das nicht anders. Es ist ganz normal, dass die Enkel, mit Eltern und mit Oma und Opa zum Arbeiten und Helfen kommen. Das ist scheinbar auch ein Teil des Geheimnisses, weil dann nämlich auch zusammen gefeiert und das Geschaffene genossen werden kann können und die Identifikation mit dem Dorf ist eine generationenübergreifende. Wie sehr den Großenvördern das alte Bad ans Herz gewachsen war und ist, wird durch einige Erinnerungsstücke zum Ausdruck gebracht. So ist bspw. ein alter blauer Beton-Startblock erhalten und der neue Kiosk wurde danach mit Startblock Nr. 1 benannt. Oder das legendäre rote Klettergerüst wurde zu einem Stehtisch umfunktioniert. Die alten Bänke wurden fachmännisch aufgearbeitet und zeigen sich wie neu.
Es ist erstaunlich, welche Welle an Lust und Engagement dieses Projekt im Ort und der Umgebung losgetreten hat. Gerade in den letzten Wochen vor der Fertigstellung konnte man hier jeden Tag Menschen treffen, die sich der Aufgaben angenommen haben und die Arbeit rigoros abgeleistet haben. Dieses Bad ist zwar in Großenvörde gelegen, aber nicht (nur) für Großenvörde. Alle freuen sich, hier viele Gäste aus der Region willkommen heißen zu können und wenn sich die Einwohnerinnen und Einwohner der umliegenden Dörfer und Gemeinden hier auch wohl fühlen.
Es bleibt festzuhalten, dass die Umsetzung nur möglich war, weil die Politik gemeinsam mit der Samtgemeindeverwaltung die Möglichkeit geschaffen hat, diese Verbesserung der Lebensqualität im ländlichen Raum in Großenvörde im Rahmen der Verbund-Dorfentwicklung der Gemeinden Warmsen und Raddestorf umsetzen zu können. Die Arbeit der Verwaltung zeichnete sich durch engagierte, zielorientierte und unkomplizierte Zusammenarbeit aus.

Ein Steckbrief:

  • Naturbad ohne chemische Reinigung und Desinfektion
  • Reinigung nur mechanisch und durch Pflanzen und Mikroorganismen
  • Neptunfilter Berieselung, Nassfilter
  • Wasserfläche Nichtschwimmer / Kinderbereich = 430 m² (0 – 1,00 m tief)
  • Wasserfläche Schwimmer = 235 m² (1,80 – 2,40 m tief)
  • Wasserfläche Sprungbecken = 50 m² (3,40 m tief)
  • Umbaukosten Freibadtechnik = 1.358.139,27 Euro
  • Umbaukosten Außenanlagen = 552.644,48 Euro
  • Errichtungskosten Freizeitgelände = 300.531,75 Euro

Ein Zwischenfazit:
Wir wagen den Sprung in die Zukunft.
Ganz sicher war und ist es ein Wagnis, solch ein Projekt in unserer Region auf den Weg zu bringen.
Aber: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt und der Neustart gibt Anlass zum Optimismus. Dieses Bad ist mehr als ein Gewinn, es ist ein Hauptgewinn für diese und nachfolgende Generationen.


Auf dem Weg zum neuen Freibad - Meilensteine

  • 22.09.2016:
Bürgerversammlung im Dorfgemeinschaftshaus zur Vorstellung der Pläne zur Schaffung eines Naturbades mit Ganzjahresnutzung
  • Ostern 2017:

Die Kulturgemeinschaft stellt die Planungsansätze für das Freibad bei kieken und köpen vor und sammelt in einem Malwettbewerb Ideen für die Gestaltung.

  • Im Laufe 2017:
Es muss ein neuer Ansatz gefunden werden. Das bisherige Planungsbüro wird nicht weiter beauftragt. Ein Antrag im Rahmen der Verbund-Dorfentwicklung wird gestellt und positiv beschieden.
  • 17.01.2018: 
Auftaktveranstaltung Verbunddorfentwicklung im Gasthaus Hartmann
  • Juni 2018:
 Jugendworkshop im Rahmen der Dorfentwicklung in Großenvörde
  • Ende 2018: 
Aufnahme der zwei Leuchtturmprojekte Freizeitgelände und Freibad in den Dorfentwicklungsplan
  • Frühjahr 2019:
Genehmigung Dorfentwicklungsplan
  • Ab Mai 2019:
Planungsworkshops mit dem Planungsbüro GSS zur Gestaltung von Freibad und Freizeitgelände mit starker Beteiligung der Großenvörder
  • 02.09.2019:
Vorstellung der geplanten Eigenleistungen der Großenvörder im Verwaltungsausschuss des Rates der Gemeinde Warmsen, Ankündigung fester Spendenzusagen in stattlicher 5-stelliger Höhe
  • Anfang 2020:
Es wird bekannt, dass erst das Freizeitgelände umgesetzt werden muss und danach erst das Freibad.
  • 2020:
Großenvörde stellt ein Konzept für Badebetrieb trotz Corona Infektion auf die Beine.
  • 06.07.2020: 
Einwohnerfragestunde im Gemeinderat Warmsen; Der Förderbescheid für das Freizeitgelände liegt vor.
  • Sept. 2020:
Der Förderbescheid für das Freibad geht ein. Der geplante Fahrplan = Das Freizeitgelände muss bis zum 30.06.2022, das Freibad bis zum 28.02.2023 fertig gestellt und endabgerechnet sein. Der Plan ist, dass nur die Saison 2022 entfällt.
  • 2021: 
Letzte Saison im alten Bad (noch unter Corona-Bedingungen)
  • Juli 2021:
Ehrenamtliche Vorbereitung des zukünftigen Freizeitgeländes
  • 05.09.2021:
Letzter Badetag im alten Freibad
  • 06.09.2021:
Baubeginn Freizeitgelände
  • Februar 2022:
Es sickert durch, dass das Freibadprojekt in mehreren Bauabschnitten umgesetzt werden soll. Die Wiederinbetriebnahme in 2023 gerät in Gefahr; viele Monate ohne Informationen für die Großenvörder
  • 30.04.2022:
Einweihung von Freizeitgelände und Finnbahn
  • Frühjahr 2022:
Vorbereitung der Ausschreibungen für den ersten Bauabschnitt (reine Freibadtechnik ohne Außenanlagen) ohne Großenvörder Beteiligung
  • 2022:
Unverdrossen bereiten die Großenvörder durch Abbaumaßnahmen das Freibad auf die Sanierung vor. Da sich der Start im Freibad verzögert, hätte die Saison noch gebadet werden können.
  • 20.05.2022:
Bei einem Planungsgespräch wird deutlich, dass die Fertigstellung in 2023 immer unwahrscheinlicher wird.
  • Sommer 2022: 
Ausschreibung erfolglos und muss wiederholt werden; intensive Suche unter Mitarbeit vom Planungsbüro Kreikenbaum und den Großenvördern; dann gehen Angebote ein.
  • Sept. 2022:
Es ist amtlich, dass in 2023 nicht gebadet werden kann.
  • 30.09.2022:
Antragstellung 2. Bauabschnitt „Außenanlagen“
  • Herbst 2022:
Vergabe der Aufträge für den 1. Bauabschnitt
  • 14.12.2022:
Spatenstich für den 1. Bauabschnitt
  • Frühjahr 2023: 
Umfangreiche Eigenleistungen am Bestandsbetonbecken
  • Mai 2023:
Der Förderbescheid für den 2. Bauabschnitt ist immer noch nicht da. Die Badesaison 2024 gerät in Gefahr.
  • 2023:
Die Fertigstellung für den 1. Bauabschnitt wird verschoben vom 28.02., zunächst auf den 30.06. und dann auf den 30.09.2023 
  • 13.08.2023:
Arbeitseinsatz in Badehose (inoffizielles erstes „Anbaden“)
  • August 2023:
Der Förderbescheid für den 2. Bauabschnitt trifft ein.
  • Herbst 2023: 
Ausschreibung 2. Bauabschnitt
  • Dez. 2023:
Vergabe 2. Bauabschnitt, Baustart soll im Februar sein. Großenvörde drängt auf „so früh wie möglich“.
  • Jan. 2024: 
Geplanter Baubeginn; Wegen des vielen Regens und entsprechendem Wasser auf der Baustelle ist das nicht möglich. Das Projekt kommt kurz ins Stocken.
  • März 2024:
Baubeginn 2. Bauabschnitt inkl. Eigenleistung beim Kioskbau mit 2 Monaten Verspätung
  • Frühjahr 2024:
Intensive ehrenamtliche Saisonvorbereitung inkl. Reinigung, Beschaffung von Geräten und Schwierigkeiten aufgrund sehr hoher Grundwasserstände
  • 29.06.2024:
Die externen Arbeiten an den Außenanlagen sind fertig. Die letzten Pflanzen sind in Eigenleistung gesetzt. Technischer Betriebstest mit Badegastsimulation
  • 06.07.2024:
Aufnahme des Badebetriebes
  • 19.07.2024:
Offizieller Festakt zur Eröffnung
  • 20.07.2024:
Erster Try-Athlon im neuen Freibad
  • 21.07.2024:
Erster Freibadspaß im neuen Freibad
  • 08.09.2024:
Letzter Badetag einer sehr gut besuchten und erfolgreichen ersten Badesaison
  • 07.06.2025:
Saisonstart der zweiten Badesaison
  • 31.08.2025:
Letzter Badetag einer sehr gut besuchten und erfolgreichen zweiten Badesaison